Recollection Taxonomy HK01 – Taxonomie der Erinnerung HK01
RTHK01 (Leuchtkasten) 2008, Holz, Großdia, Laserdruck, H 93 x B 175 x T 19,5 cm
RTHK01 (Buchbände) 2008, Holz, leinengebundene Bücher, Goldfolie, H 31 x B 66 x T 27 cm
Die Arbeit gliedert sich in drei Phasen:
Phase 01: Forschungsreise nach Hong Kong, Sammeln von Ereignissen, Objekten und Erlebnissen in Form einer fotografischen Probensammlung.
Dies erfolgte nach quasi-wissenschaftlichen Mess- und Sammlungsmethoden. Jeder Probe wurden exakte zeitliche und örtliche Daten zugewiesen. Im Zeitraum von acht Wochen wurden über 3.500 Proben genommen.
Phase 02: Aufnahme des Datenmaterials in ein Datenbanksystem, Klassifizierung der Proben.
Strenge Zuweisung der Proben nach einem eigens entwickelten, hierarchischen, äußerst subjektiven und willkürlichen taxonomischen Klassifikationssystem. Einbindung weiteren Datenmaterials aus öffentlichen Datenbanken.
Phase 03: Auswertung.
Entwicklung der endgültigen Form der Arbeit:
• 10 Buchbände mit 3.230 Probenfotos + Datensatz, streng nach eigener Taxonomie geordnet.
• Leuchtkasten mit Holzraster, 176 Probenfotos aus den 100 Kategorien des Ordnungssystems.
Während Beinroth die Informationen in der ersten Phase unter Beachtung entwickelter Kriterien filterte, folgte in der zweiten und dritten Phase die Auswertung der Ergebnisse als ein interpretativer Akt der Erinnerung. Dabei wählte er bewusst einen konzeptionellen Ansatz, der die Entwicklung der dynamischen Informationsstruktur ins Statische — hin zum unveränderlichen Objekt — deutlich macht. Die Stadt Hong Kong als Ort der Untersuchung fungierte als begrenzender Raum, der die geographischen Grenzen des Forschungsgebietes festlegte. In diesem Punkt ähnelt Beinroths Projekt einer Expedition oder Entdeckungsreise.
Fremdartige, detailreiche Bilder und deren Fundorte bilden die Materialbasis der »Taxonomie der Erinnerung«. Indem Beinroth in der Präsentationsform der Arbeit jedoch die Brüche und subjektiven Gestaltungsräume der Konzeption offenlegt, hinterfragt er neben dem menschlichen Ordnungsdrang auch bewusst die bis heute anhaltenden Projektionen westlichen Weltverständnisses.
Taxonomie, vom griechischen Wort »taxis — Ordnung« und »nomia — Gesetz«, ist die Methode bzw. das Instrument der Klassifikation von Gegenständen und Ereignissen in bestimmte Kategorien oder Klassen. Naturwissenschaftliche Disziplinen verwenden den Begriff der Taxonomie allgemein für eine meist hierarchische Klassifikation.
„Taxonomy is often undervalued as a glorified form of filing—with each species in its prescribed place in an album; but taxonomy is a fundamental and dynamic science, dedicated to exploring the causes of relationships and similarities among organisms. Classifications are theories about the basis of natural order, not dull catalogues compiled only to avoid chaos.“
Stephen Jay Gould: Wonderful Life: The Burgess Shale and the Nature of History, (p.98)
Selected specimens